Casino Royale
Franz Rieder • Gott beim Würfeln zusehen, Markt- oder Systemversagen? (nicht lektorierter Rohentwurf) (Last Update: 20.05.2019)
Um es gleich vorwegzunehmen, wir sind ganz und gar nicht der Meinung, dass der Ausdruck: Kasino-Kapitalismus zu allererst das Geschehen auf den internationalen Börsenparketts bezeichnet. Wie wir soeben dargelegt haben, ist die Politik stets Bedingung der Möglichkeit, dass Finanzpakete wie etwa die toxischen ABS – und dies gilt für alle anderen Finanzderivate auch – entstehen können und zweitens, dass Finanzderivate in einem hoch-beschleunigten und vernetzten Markt der Verbriefungen bzw. Zertifikate weltweit und ohne Regularien, ohne staatliche Regulierung „frei“ gehandelt werden können. Und, wie gesagt, gilt die sog. Spekulationsblase auf dem US-Immobilienmarkt als eine der wesentlichen Ursachen für die Wirtschaftskrise.
Giovanni Favara vom Internationalen Währungsfonds und Jean Imbs von der Paris School of Economics haben diese Auffassung in einer Studie empirisch belegt. Ihr Fazit: Bill Clintons Bankenregulierung war ein zentraler Auslöser der Schuldenexzesse und der Immobilienblase in den USA.
„Die Deregulierung der Banken hat das Angebot an Hypothekenkrediten drastisch erhöht und damit die Hauspreise deutlich in die Höhe getrieben.“1
Das Casino Royale, also das politische Kasinoverhalten hat am allerwenigsten mit dem Leichtsinn oder mit der Gier privater Immobilienbesitzer zu tun. Gleichwohl haben Leichtsinn und Gier, also das Verlangen nach wertvolleren Sach- und Vermögenstiteln als ein Einzelner sich leisten bzw. erreichen kann, beim Ausbruch und dem Fortgang der Finanzkrise eine gewisse Rolle gespielt, aber drei andere Faktoren waren mit Sicherheit mehr ursächlich.
Einmal der felsenfeste Glaube an die Wertschöpfung durch neue Finanzinstrumente wie die eben beschriebenen Conduits oder MBS-, ABS- und CDO-Pakete, dann die Überzeugung einer progressiven Wertsteigerung am US-Immobilienmarkt und schließlich die starke Beeinflussungsarbeit vonseiten der und in der Folge der immens starke politische Druck der Politik auf die Finanzmarktakteure.
Beim Zusammenbruch des Casino Royale trat ein weiterer Akteur auf, der gewissermaßen als „Zweitverwerter“ von Verbriefungsprodukten agierte, die AIG2. Mit dem Namen verbunden sind die sog. außerbörslich gehandelten CDS-Geschäfte3, die also allesamt sog. OTCs (englisch over the counter) sind.
Wie alle Derivate können CDS zum Hedging, also zur Absicherung von Kreditausfällen auch zur Spekulation eingesetzt werden, und dies war auch politisch beabsichtigt. In einem naheliegenden Sinne sind solche Geschäfte mit hohen Risiken in einer Zeit hoher Risiko-Volatilität, also starken Schwankungen in der Risiko- und Bewertung des Referenzschuldners4 sehr interessant und lukrativ. Von seiten der Schuldner aus betrachtet und insofern es sich bei diesen um Staaten, Bundesstaaten und Kommunen handelt, die ihre Refinanzierung, sprich Schuldenaufnahme übertreiben, sind Hedefonds und andere CDS-Anbieter von großem Vorteil.
Des der damals landläufigen und heute nach den politischen Vorkommnissen im Zusammenhand mit der „Griechenland-Rettung“ wieder salonfähigen Auffassung, dass Staaten nicht pleite gehen können, nur folgerichtigen Kalküls, schienen CDS Geschäfte mit staatlichen Gläubigern nur all zu einträglich zu sein. Verkürzt und vereinfacht gesagt, was sollte schon gegen Geschäfte sprechen, die den immensen Geldbedarf von Staaten und Kommunen absichern und dabei auf Änderungen des gehandelten Spreads bzw. der Bonität des Referenzschuldners spekulieren, der letztlich nie pleite gehen kann und wenn, dann sein gesamtes „Volk“ mit in die Haftung nimmt.
Die Beschleunigung dieser CDS Geschäfte bekam einen zusätzlichen Schub dadurch, dass die Spekulation auf die Bonität des Referenzschuldners nun auch als ein, von einem entsprechenden Kreditengagement befreitet Geschäft funktionierte. Also ohne überhaupt eine Gläubigerhaftung einzugehen, wurde nun allein im Rahmen von Put- und Call-Spekulationen CDS gehandelt. Es wurde also in einem Fall auf die Verschlechterung des Ratings spekuliert und umgekehrt im anderen Fall auf die Verbesserung dessen Bonität.
Im ersten Fall tritt ein Investor als Versicherungsnehmer in einen CDS ein, um dann einen zweiten CDS, nun als Sicherungsgeber abzuschließen. Da die Prämien bei verschlechterter Bonität mittlerweile gestiegen sind, erhält der Investor aus dem zweiten CDS mehr, als er für den ersten CDS bezahlt hat. Der Investor hat somit die Absicherung günstig eingekauft und gewinnbringend weiterverkauft. Im zweiten Fall kann der Investor das verkaufte Hedgeprodukt mit einem zweiten CDS günstiger zurückkaufen. In beiden Fällen macht er ein Geschäft mit meistens großen, kapitalmarktorientierten Schuldnern wie z.B. große Industrieunternehmen, Banken und Staaten, für die ein liquider Markt für CDS und insofern schon mal mit großen Aussichten auf hohe Renditen existiert.
Die Schuldner wissen das und können nun sich noch einfach refinanzieren, hinterlegen als kommunale Schuldner etwa das Abwasser-Kanalsystem oder große Teile kommunaler Infrastruktur zur Beleihung von Kreditaufnahmen. Volkseigentum kommt somit in die Haftung, was eigentlich in der Logik der Marktwirtschaft gar nicht vorgesehen ist. Und der Staat im juristischen Sinne als privatrechtlich Haftende „Person“ ist auch eine politisch äußerst riskante Form des Wirtschaftens; eigentlich per definitionem „Vergesellschaftung“ genannt und insofern marktwirtschaftlichen Prinzipien fundamental zuwider laufend. Denn nicht nur dass der Staat als Schuldner auftritt, er ist indirekt nun Marktteilnehmer und als solcher Wettbewerber der Privatwirtschaft, insofern er auch das Marktgeschehen signifikant beeinflusst, der Staat sitzt mit riesigen Türmen von Chips mit am Roulettetisch.
Gott beim Würfeln zusehen
Auf Anweisung von Präsident Clinton wies sein Wohnungsbauminister, Andrew Cuomo, die beiden staatlich geförderten Hypothekenbanken, Fannie Mae und Freddie Mac, an, ihre Standards für die Kreditvergabe so zu lockern, dass es fortan für jedermann so leicht wie möglich sein sollte, einen Kredit zur Finanzierung eines Eigenheims zu erhalten. Gleichzeitig konnte sich der Staat an einem exzessiv expandierenden Markt toxischer Finanztitel und unregulierter Finanzinstrumente selbst schier unerschöpfliche Finanzressourcen erschließen, sich also refinanzieren, dass fortan Haushaltsdisziplin müde belächelt als Wirtschaften des letzten Jahrhunderts verspottet wurde. Der Boom der Verschuldung war also staatlich gewollt. Und die meisten Eigenheime haben nie den Status des Privateigentums als entschuldetes Wirtschaftsgut erreicht. Und damit ist es auch nie zu einem reellen Immobilienmarkt gekommen, auf dem Angebot und Nachfrage die wesentlichen Rollen spielen können.
Schulden und Zinsen waren in der Folge dieser politischen Entscheidung die Transmissionsriemen für ein Wachstum aus dem Nichts, eines growth divine, wie man es vorher nicht kannte. Das growth divine betraf zuerst den Immobilienmarkt, auf dem der Glaube bei Bankern und Privatleuten herrschte, dass es kaum eine bessere Geldanlage als Immobilien gebe und die Hauspreise kontinuierlich weiter steigen würden, die Immobilien also stetig an Wert gewinnen, dessen Zuwachs die glücklichen Eigentümer, genauer nun gesagt, von Hypothekenschulden mit neuen Hypothekendarlehen für weitere Zukäufe, für Konsumausgaben oder Investitionen in die Bildung der lieben Kleinen ihre eigenen (Teil-) Schulden wiederum beleihen konnten.
Ein fester Glaube eines Einzelnen allein kann noch keine Häuser oder gar Berge versetzen. Aber im Konzert mit der Wissenschaft und Presse sowie am Grill im kleinen Kreis, wurde die frohe Botschaft des neuen growth divine von Wohlstand verbreitet und wirkte daselbst wiederum als Bestätigung ihrer unterstellten und nie bewiesenen Richtigkeit und Gültigkeit.
Der Wirtschaftsnobelpreisträger Robert Shiller spricht von Rückkopplungseffekt5. Wir haben in einem vorherigen Kapitel von autopoetischen Systemen gesprochen, in denen Rückkopplungseffekte eine große Rolle spielen. Wie dem auch sei, innerhalb dieser sich selbst erhaltenden und sich selbst begründenden Diskurse waren einige Milchmädchenrechnungen überzeugend. Eine, dass nämlich Grund und Boden begrenzte Ressourcen sind, die, bei gleichzeitigem Bevölkerungswachstum und boden-verbrauchender Verwertung als Eigenheime die Preise für solche unweigerlich steigen müssten.
Die diskursive Verbreitung der Auffassung über steigende Häuserpreise in der Presse, aber auch von berufener Seite mehrte die These, dass der Häuserboom nie zuende gehe und man sich in einem neuen Zeitalter der Wohlstandssteigerung durch Schuldenspekulationen befände. Die Jahre vor dem Crash waren gekennzeichnet von einem – Heidegger würde sagen verdeckenden Gerede – medialen Exzess, der von Shiller auch als Feedback-Loop bezeichnet wurde.
Bücher wie etwa das in den USA sehr beliebte ‚How a Second Home can be your best investment‘6 beschrieben in fast herzzerreißenden Sätzen, wie hart arbeitende Menschen in den USA durch Erwerb einer Zweit-Immobilie zu Wohlstand und privatem Glück gefunden haben. Fernsehserien wie ‚flip that house‘ oder die vielbesagende ‚property ladder‘ suggerierten, jetzt ist der ideale Zeitpunkt, um in den Immobilienmarkt einzusteigen. Und mancher Vertrag wurde auf dem noch heißen Blech des Chevy zwischen einem blue coloured worker und dem herangeeilten Immobilienmakler unterzeichnet.
Es verwundert nicht, dass durch derartige Feedback-Loops die Auffassung verstärkt werden kann, dieser Häuser-Boom wird noch lange nicht vorbei sein. Und es wäre geradezu selbst-schädigendes Verhalten, jetzt nicht einzusteigen, zumal man weiß, dass durch ehrliche, harte Arbeit heute nichts mehr zu erreichen ist und wie schnell die guten Zeiten vorbei sein können, schaut man einfach mal auf den sog. rust belt im Nordosten der USA entlang der Großen Seen von Chicago über Detroit, Cleveland, Cincinnati und Pittsburgh bis an die Ostküste zu den Ausläufern der Metropolregionen Boston und Washington D.C., der die US-Industrie-Arbeiterschaft seit Jahrzehnten beängstigte.
Der Einstieg in den Markt wurde also ohne Risikobewusstsein von allen Seiten betrieben. Häuser galten als ’sichere‘ Investments, die zudem noch in einem weltweit vernetzten und somit auch überaus liquide erscheinenden Markt nicht nur als Hypothekenschuld durch Wiederverkauf an weitere Marktteilnehmer abgesichert schienen und deren Wertsteigerung als verläßlich galt.
Unbemerkt geschah ein Wunder auf den Immobilienmärkten via Finanzmärkte. Denn durch die Verbriefungen wurde aus einem nicht-handelbaren Gut, nämlich Hauskredite, ein unter dem Namen mortgage backed securities – MBS – handelbares Wirtschaftsgut. Lehman Brothers hatten nicht nur die „Erlaubnis“, sondern auch das Gespür für hoch profitable und schnell amortisierbare Investments und wuchsen aufgrund der Herausgabe immer weiterer MBS zu einem bewunderten Marktakteur. Und der Nachschub rollte immer schneller. Lehman kaufte anderen Banken in großem Stil Hypothekenkredite ab, bündelte sie in diversen Finanz-Paketen, verschleierte so den tatsächlichen Risikograd und verkauften sie als durch Hypotheken abgesicherte Wertpapiere wieder weiter an andere Investoren.
Die Hypotheken, die hier als Absicherung bezeichnet wurden, waren referenziell aber keine Häuser, sondern reale Kredite, also nichts als Schulden, nebst einer Zins- bzw. Renditeerwartung, also der Glaube an ein Wertwachstum realer Häuser, nebst Preiswachstum des Grundes, auf dem sie stehen, genauer gesagt, des Grundes daneben, der dann, parzelliert als teure Baugrundstücke den nächsten privaten Investoren verhökert werden könnte.
Markt- oder Systemversagen?
In den Jahren des letzten Jahrzehnts, haben immer mehr Forscher aus dem Fach Volkswirtschaft sich der Frage gewidmet, ob denn die Finanzkrise darauf hindeutet, mehr als ein Zeichen eines Marktversagens zu sein, ob es nämlich als ein Symptom eines viel weiter gehenden Systemversagens bezeichnet werden muss. Zu den grundsätzlichen Arbeiten zu diesem Thema zählen die Untersuchungen, die eine Gruppe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um Lucrezia Reichlin, Professor of Economics at London Business School, angestrengt haben mit dem Ergebnis, dass die Finanzkrise jene Volkswirtschaften am stärksten betroffen hat, je unregulierter deren Banken und je lascher deren Bankenaufsicht waren.
Ihre Untersuchungen ließen zwar methodisch keine Kausalrückschlüsse zu, aber stattliche Deregulierung sah die Gruppe in einem direkten Verhältnis zum Anstieg von Finanzrisiken und instabiler werdenden Volkswirtschaften. Diesen Zusammenhang zwischen Finanzmarkt-Deregulierung und Wirtschaftskrise haben auch Favara und Imbs nachgewiesen, sogar in einer Studie, die einzelne US-Staaten untereinander verglich7. Demnach war die Deregulierung ursächlich für den Kredit-Boom, der wiederum Spekulationsexzesse auf dem Immobilienmarkt anheizte. Für die überstark ansteigenden Immobilienpreise, der Ausgründung von Schattenbanken und der Aufblähung der Hypothekenkredit- und Finanzderivate-Märkte war also die Politik der damaligen US-Administration direkt verantwortlich.
Der vermeintlichen Schwäche solcher wissenschaftlicher Untersuchungen, nämlich die viel zu enge Faktorenauswahl, wurde begegnet durch die Ausweitung der Untersuchung unter Einbeziehung von Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum sowie der Größe des verfügbaren Baulands, die alle, wie auch weitere Faktoren, einen erheblichen Einfluss auf die Kreditvergabe und Immobilienpreise in einer Region haben können.
„Die Immobilienpreise werden durch die Verfügbarkeit von Krediten beeinflusst, und letztendlich von der Regulierung der Finanzdienstleister“8 lautet eines der Ergebnisse der Studie und stellt damit in einem viel weiteren Sinne zugleich eine Grundauffassung der Mainstream-Ökonomik in Frage. Die Studie von Favara und Imbs zielte auch auf eine Überprüfung der Relation zwischen wirtschaftlicher Stabilität und Schuldendiensten und zeigte, dass eine Ausweitung von Schuldendiensten und eine Erhöhung der Gesamtverschuldung über eine bestimmte Schuldengrenze hinaus auf Dauer die Stabilität einer Volkswirtschaft gefährdet.
Dieser These haben sich auch der deutsche Wirtschaftshistoriker Moritz Schularick und Alan Taylor von der University of California, Davis, in einer Untersuchung gewidmet, die die Entwicklung von zwölf Industrieländern zwischen 1870 und 2008 untersucht, und dabei herausgefunden:
„Ein Boom bei Krediten ist historisch der verlässlichste Einzelindikator für Finanzkrisen.“9
Das widerspricht der gängigen Lehrmeinung, die bis zum Ausbruch der Finanzkrise als schier unumstößlich sicher galt, dass nämlich der Entwicklung des Kreditvolumens in einer Volkswirtschaft keine weitere Bedeutung zukommt. Alle Mainstream-Ökonomen gingen bis dato dacore, dass der Schuldenentwicklung kein besonderes Augenmerk zukommen muss, im Gegenteil. Mit den Notenbankchefs in den USA war man sich einig, dass es für eine wirtschaftliche Stabilität ausreichend ist, wenn die Geld- und Finanzpolitik nur auf die Entwicklung der Verbraucherpreise und, in einzelnen Fällen, auf die Geldmenge schaut.
Hieraus wird natürlich leicht verständlich, warum die Mainstream-Ökonomen sich so wenig um die Prozesse auf den Finanzmärkten in der Vergangenheit gekümmert haben, waren diese doch von weniger Relevanz. Und die mit Schulden verbundenen Risiken – wir werden etwas später den Begriff Risiko von dem der Unsicherheit genauer unterscheiden – schienen durch Verbriefungen und weltweiter Vernetzung auf ein Minimum reduziert zu sein und das „Rest-Risiko“ konnte als ein nicht weiter zu beachtender Faktor betrachtet werden, würde der „Staat“ ja im Falle einer Bankenpleite zur Rettung beispringen.
Die Ökonomen hatten, entgegen der landläufigen Meinung, aber von Anfang an ein Bewusstsein von den systemischen Risiken, die in diesem „Geschäftsmodell“ steckten, aber gerade die Banken schauten nur all zu verzückt auf die Chancen, die dieses Modell mit sich brachte. Und die Mainstream-Ökonomie war auch nur all zu gerne bereit, diesem Neokeynsianismus genannten Denken, wenn auch contre coeur, eine Weile zu folgen. Die Risiken, die die Ökonomen im Sinn hatten, waren so „immer“ Allokationsschwächen, die die Arbeitsmärkte und die Gütermärkte betrafen, aber keineswegs Instabilitätspotenziale innerhalb der weltweiten Finanzmärkte selbst.
Man diskutierte sich heiß in den Universitäten und Fachpublikationen der „Neuen Welt“ über keynsianische und klassische Modelle der Volkswirtschaft und deren Synthese. Gleichwohl die Wissenschaft der Ökonomie vor dem Finanzcrash schon das IS/LM-Modell10 wie auch das AS/AD-Modell11 als einigermaßen veraltete Modellstrukturen betrachteten, sind beide Modelle immer noch in vielen Lehrbüchern zu finden. Und wir sind davon überzeugt, das wird auch noch eine Weile Bestand haben, denn mit der fundamentalen Kritik an den beiden rationalen Gleichgewichtsmodellen ist so schnell noch kein Modell auf dem Wissenschaftsmarkt, das diesen Kern der Makroökonomie überwindet.
Bereits in den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts hat der Postkeynesianer und „Prophet der Instabilität“ genannte, Hyman Minsky, den seit der Finanzkrise viel beachteten „Leverage Effect“ beschrieben, der auch dem von Susan Strange diagnostizierten kranken Kapitalismus, dem sog. Kasino-Kapitalismus zugrunde liegt. Der Leverage-Effect fasst das zusammen, was wir soeben unter dem Vorgang der Verbriefung und der weltweiten, computer-gestützten Vernetzung des Derivatemarktes beschrieben haben.
Die Hypothese einer „Financial Instability“, die sich daraus seit Mitte der 90er Jahre d.l.J. zunehmend differenzierter entwickelt hat, wurde zu einem fundamentalen Kennzeichen einer immanenten, dynamischen Eigenentwicklung privateigentümlicher Volkswirtschaften. Sie beschreibt einen Prozess, der am kurzfristigen Gewinn sich orientiert und in einem hochspekulativen und zugleich volatilen12 Finanzkapitalismus sich vollendet. Für die heterodoxen Volkswirte ergab sich nun ein Erklärungshorizont, der von folgenden Faktoren zur Bestimmung von volkswirtschaftlicher Stabilität bzw. Instabilität gebildet wurde: den Realinvestitionen, der Einkommensverteilung, einer koordinierten Geld- und Finanzpolitik sowie der Einschränkung zu flexibel gehandhabter Banken- und Finanzmarkt-Regulierung, die auch die Einflussnahme13 bestimmter gesellschaftlicher Gruppen an politischen Entscheidungsprozessen mit einbezieht.
Neue Bekanntschaften
Wer hätte das gedacht, dass ausgerechnet aus den Institutsräumen der politischen Ökonomie die Wiederentdeckung der Schriften von Karl Marx erfolgt? War der bärtige Ökonom mit dem Ende der Kritischen Theorie der Frankfurter Schule in den 80er Jahren d.l.J. aus den meisten Lehrplänen der Philosophie in Deutschland verschwunden und galt dort seit 1989 endgültig als überholt, so erlebt Marx nun an einem Ort eine Renaissance, an dem einst die vehementesten Verfechter eines Anti-Marxismus‘ ihre Parties feierten.
Volkswirtschaftslehre und Marxismus waren Begriffe der größtmöglichen Unvereinbarkeit; wie seltsam mutet es jetzt an, wenn in den Reihen der Volkswirtschaft als Wissenschaft wieder Marx und mit ihm Adam Smith und David Ricardo zur Hand genommen werden?
Die sog. kritischen Ökonomen sahen die Grundlagen für eine stabile Entwicklung der Volkswirtschaften zunehmend schwinden und sehen sich in den jüngsten Entwicklungen nicht nur auf den Finanzmärkten bestätigt. Wenn etwa der nach Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage strebende Markt der Güter des täglichen Gebrauchs heute mehr als ein Drittel seiner Lebensmittelproduktion in den Müll kippt, dann kann da etwas nicht stimmen. Wenn die Notenbankpolitik der EZB ihre ersehnten Effekte nur in Deutschland verwirklicht sieht und nicht in allen anderen europäischen Ländern mindestens strukturell gleich, dann beginnen fundamentalere Zweifel an ihrer Stabilitätspolitik. Wenn bei sehr günstigen Zinsen und einem historisch guten Wechselkurs zwischen EURO und US-Dollar und eines zwar nur zarten Aufschwungs die Jugendarbeitslosigkeit in den meisten europäischen Ländern nicht sinkt, dann steht natürlich irgend wann auch einmal der Zusammenhang zwischen Geld- bzw. Notenbankpolitik und Arbeitsmarkt in Frage.
Die moderne Ökonomie muss eigentlich fast täglich mit anschauen, wie immer neue Wirtschaftsentwicklungen das kategoriale Gebäude ihrer Wissenschaft erschüttern. Ob man nun über den großen Teich oder über die Alpen blickt, der Anstieg der Arbeitslosigkeit ist weder von einer lockeren Geldpolitik und auch nicht im Verein mit einer flexiblen Regulierungspolitik gebremst, geschweige denn umgekehrt worden. Der ‚rust belt‘ in Nordamerika wird auch nicht durch die vollmundig uninspirierten Äußerungen eines Donald Trump in „blühende Landschaften“ verwandelt, noch wird eine zunehmende Abschottung von Märkten im globalen Wettbewerb diesen daran hindern, eben jene destabilisierenden Strukturen auszubilden, die mittlerweile mehr als nachdenklich stimmen müssen.
Einmal schufen politisch unabgestimmte Geld- und Finanzpolitik – wozu auch mittlerweile die Regierung in Peking ihr gerütteltes Maß beiträgt – einen weltweiten, makroökonomischen Wirtschaftshorizont, der stagnierende bis rückläufige Entwicklungen der Realwirtschaft in den meisten Volkswirtschaften hervorbrachte; nimmt man die Staatsverschuldung als Kriterium mit hinzu, dann sieht es noch schlimmer aus mit den weltweiten, volkswirtschaftlichen Bilanzen. Gleichzeitig steigen Arbeitslosigkeit und Arbeitsmigration, beschleunigt sich die Umverteilung von volkswirtschaftlichen Vermögen, also die individuelle Partizipation am gesamtwirtschaftlichen Erfolg, wachsen die Entsolidarisierung der Gesellschaften durch Sozialisierung privatwirtschaftlicher Risiken bzw. Schuldendienste und schlussendlich die immensen Beschleunigungen der globalen Finanzialisierungsprozesse14.
Vor der Hand sichtbar und in einem wachsenden Maße haben die traditionellen Kredit- und Kapitalmärkte sich dramatisch gewandelt. Märkte und Unternehmen gleichermaßen erleben heute eine schwer zu beherrschende Eigendynamik, die aus den von der EZB verursachten Finanzialisierungsprozesse kommen. Auf den ersten Blick schienen die Entscheidungen der EZB für die deutsche Volkswirtschaft nur von Vorteil zu sein. Die lang anhaltenden Phase von Niedrigzinsen und eines günstigen EURO-Kurses haben der deutschen Exportwirtschaft große Wettbewerbsvorteile auf den weltweiten Gütermärkten verschafft. Viele argumentieren mit der konkurrenzlosen Qualität, also der Einzigartigkeit deutscher Produkte, vor allem aus dem Bereich Maschinenbau, verschweigen aber gerne die Bedeutung der Kapitalmärkte und EZB Politik bei der Preisgestaltung.
Mehr als das aber hatte diese anhaltende Zinsphase sehr günstige Auswirkungen auf die Kapitalbeschaffung und mithin auf die Investitionsplanung und Finanzierung der Unternehmen. Dieser scheinbar betriebswirtschaftliche Vorteil aber ist, genau gesehen, kein wirklicher, also ein von der eng ausgelegten, wettberwerbsbedingten Situation erzeugter Vorteil, wo also ein Unternehmen aus seiner betriebswirtschaftlichen Situation als Spiegel seiner realwirtschaftlichen Bedingungen heraus handeln kann. Denn viele Unternehmen haben diese Zinsphase genutzt, um Investitionen und Übernahmen zu tätigen, die ohne die Situation auf den Kapitalmärkten so wohl nicht stattgefunden hätten.
Betrachtet man die Situation aus diesem Blickwinkel, dann hat sich die Nettoverschuldung der deutschen Unternehmen, die im Dax gelistet sind, innerhalb von nur sechs Jahren von ca. 400 Mrd. EURO auf ca. 700 Mrd. um knapp 60% erhöht. Würde man die Finanzinstitute und Versicherungen sowie nur die größten Unternehmen des deutschen Mittelstandes dazu rechnen, dann würde dieser Wert noch deutlich höher liegen. Was aber mit den zweifellos unschlagbar niedrigen Kapitalkosten gleichfalls einher geht, sind hohe Risiken innerhalb der Bilanzen der Unternehmen, die von diesen selbst natürlich einzig als Marktchancen dargestellt werden.
Nicht nur einige unliebsame ‚Marktbereinigungen‘ waren die Folge wie auch kartellrechtlich sensible Wettbewerbskonzentrationen durch Übernahmen, sondern auch die Gefahr, dass die Unternehmen die kurzfristig erkauften Vorteile auf lange Sicht nicht als Vorteile werden verbuchen können. Wenn die Leitzinsen steigen, wird die Zinslast steigen und einige Firmenratings fallen, was zu erheblichen Problemen führen kann, zumal in der Niedrigzinsphase die Kosten für Übernahmen höher lagen, als unter normalen Bedingungen die sog. Due-Dilligens-Prüfung15 gerechtfertigt hätte.
Der Finanzialisierungseffekt erstreckt sich nun in Bereiche, die das Unternehmen in Abhängigkeit von der EZB-Politik setzt. Da viele Unternehmen so gehandelt haben, haben sich die Wettbewerbssituation, die Investitions- und die Übernahmeentscheidungen nicht mehr nach Unternehmensgründen, sondern nach unternehmensfremden Entscheidungen gerichtet und verselbständigt. Und für die meisten Unternehmen sind nun etwa Entscheidungen zum frühzeitigen Schuldenabbau vor einer neuerlichen EZB-Entscheidung in Richtung Zinserhöhung aufgrund der Aktionärsstruktur und anderer betrieblicher Faktoren kaum möglich, ja sogar konterkariert. Schlussendlich sind die Investitionsentscheidungen auf lange Sicht getroffen, aber es steht zunehmend in den Sternen, ob die Vorteile in den Unternehmen und auf dessen Märkten auch so lange andauern, bis alle Schuldendienste auch abgearbeitet werden können.
Neue Freundschaften
Wie wir bei unserem Blick auf den Finanzmark-Crash sahen, dass dieser durch Verbriefung und Vernetzung ein sich verselbständigendes und über eine Zeit lang sich selbst erhaltendes System erzeugt hat, welches vom Blick der politischen Regulierung aus betrachtet, ein ‚Schattensystem‘ genannt werden musste, so sehen wir auch auf der betrieblichen bzw. nationalökonomischen Ebene unter dem Begriff der Finanzialisierungsprozesse gefasste, betrieblichen wie interbetrieblichen Vorgänge – wozu heute auch die kolportierten Vorwürfe fortgesetzter, wettbewerbsrechtlich unerlaubter Absprachen innerhalb der deutschen Automobilwirtschaft zählen – solche ‚Schattenprozesse‘ am Werk.
Die Frage aber ist nicht, ob die EZB durch billiges Notenbank-Geld Investitionen gefördert hat, nicht einmal, ob dies ein für die deutsche Volkswirtschaft insgesamt vorteilhaftes Unterfangen war, was man ja bekanntlich in Kreisen des IWF und der neuen US-Administration laut kritisiert; nebenbei vermerkt, gab es solche Kritik auch in leisen Tönen innerhalb der EU in den letzten Jahren. Wie einerseits die deutsche Finanzpolitik den Zinssegen der EZB strahlend begrüßt, so ist sie doch gleichzeitig auch Schadensnehmer derselben, als sie die Nachteile dieser Politik aufseiten der steigenden, betrieblichen Pensionslasten durch unternehmenssteuerliche Maßnahmen abmildern muss. Und auch wenn sie wenig direkt sagt zu den immensen privaten Verlusten auf der Ebene der Spareinlagen und ausgebliebener Gewinnbeteiligungen bei Alters- und anderer Lebensversicherungsprodukte, so ist sie doch auch hier „not amused“ über die Auswirkungen der geld- und kapitalpolitischen Aktivitäten der Europäischen Zentralbank.
Solche nachbarschaftlichen Freundschaften haben stets ein doppeltes Gesicht, sind nie ganz neidlos in dem nur auf den eigenen Vorteil bedachten Interessengewirk, und der eine zündelt stets auch gern am Haus des anderen, wenn dessen Eigeninteressen zu expansiv werden sollten. Dem Segen der zeitweisen Negativ-Zinsen bei der staatlichen Kreditaufnahme, stehen die Hausbrände auf der betrieblichen Seite entgegen. Das Feuer, das in den Unternehmensbilanzen lodert, erhält noch zusätzlichen Sauerstoff durch die Aktivitäten von Kapital- und Hedgefonds und den weit über zehn Milliarden EURO, die allein die deutschen Finanzinstitute zwischen 2014-2016 in ihren Tresoren wegen der Negativ-Zinsen gebunkert, also mithin dem Geldkreislauf entzogen haben.
So sehnen sich mittlerweile immer mehr deutsche Unternehmen dem Datum entgegen, an dem das Ende des „billigen Geldes“ eingeläutet wird, weil, so deren Auffassung mittlerweile, sodann wieder mehr realwirtschaftlicher Sinn bei Investitionsentscheidungen, ein höheres und auf die unternemhems- bzw. Marktsituation bezogenes Risiko-Bewusstsein und damit viel weniger Fehlentwicklungen im Markt einziehen würden.
Das kling ja fast schon so romantisch wie aus einer vergangenen Zeit, wo diese „Fehlentwicklungen“ noch Fehlentwicklungen, also nach klassischer Auffassung, Allokationsprobleme waren und die aber eigentlich schon Geschichten aus Omas Märchenbuch sind. Denn, obwohl nach Auffassung fundamental-kritischer Ökonomen die Grundlagen für eine stabile, will heißen nicht-hoch-volatile ökonomische Entwicklung immer weniger auszumachen waren und dem sog. Kasino-Kapitalismus von überall her Einlass in das ökonomische Geschehen gewährt wurde, blieb die Mainstream-Wissenschaft wie die von ihr dominierten Politikberatung und journalistische Diskursrahmung bei der Betrachtung, dass die Volatilität nicht systemimmanent ist, sondern auf exogene Faktoren zurückgeht. Und die Lösung der Systemkrisen also einzig auf einer besseren, optimierten Allokation von ökonomischen Ressourcen auf möglichst freien Güter-, Arbeits- und Finanzmärkten zu suchen ist.
Dabei aber werden eine ganze Reihe von zentralen Fragen ausgeklammert, die nach einer fundamentalen Sichtweise auf die Stabilität mit der (sozialen) Marktwirtschaft verbunden sind. Ganz im Sinne des Keynsianismus bzw. Neo-Keynsianismus werden die Prozesse auf den Kapitalmärkten, die sich nicht nur in den USA, sondern auch in Europa, aber vor allem in Asien teils dramatisch entwickeln, lediglich wie Randthemen behandelt.
Die Fragen der technisch-technologischen Entwicklung und ihre Auswirkungen auf die Einkommens- und Vermögensverteilung, auf den traditionellen Arbeitsmarkt sowie auf den gesamten Bereich des geistigen Eigentums im Besonderen wie auf den Bereich des Privatrechts im Allgemeinen sind nicht einmal im Ansatz ausreichend diskutiert. Und dass moderne Gesellschaften auch die Grenzen der Unterscheidung zwischen Privateigentum, Gemeineigentum und sozialer Verantwortung von Eigentumsträgern fast schon aus den Augen verloren haben, ist offensichtlich.
Aber ohne eine klare und gesellschaftlich verbindliche Unterscheidung und Verantwortung in diesen Bereichen ist eine stabile Ökonomie kaum vorstellbar wie auch eine demokratische Gesellschaftsform letztlich gefährdet. Möglichst schnelle, effektive Allokationsprozesse auf möglichst flexiblen freien Märkten, deren Zentren aus der Beziehung zwischen Kapital und Arbeit bestehen, Kapital, insofern es realwirtschaftliche Prozesse in Richtung voller Erwerbsarbeit in volkswirtschaftlichem Sinn von Vollbeschäftigung substituiert, wird als Antwort auf die vergangene und die zukünftigen Krisen der Marktwirtschaft kaum ausreichen.
Anmerkungen:
2Die
American International Group, Inc. (AIG) ist ein großer
international tätiger Versicherungskonzern mit Hauptsitz in New
York City. Das Unternehmen bietet Versicherungen für Geschäfts-
und Privatkundenund viele weitere Finanzdienstleistungen an. Im
Geschäftsjahr 2007 machte AIG einen Umsatz von 110,1 (Vorjahr:
113,2) Milliarden US-Dollar und wies einen Gewinn von 6,2 (Vorjahr:
14,0) Milliarden USD aus. AIG beschäftigt etwa 116.000
Mitarbeiter in 130 Ländern (Stand 2007) und zählt 74
Millionen Kunden – unter ihnen Banken, Versicherungen,
Großunternehmen, Städte und Gemeinden. 2008 verbuchte das
Unternehmen einen Verlust von 99,3 Milliarden Dollar, allein auf das
vierte Quartal entfallen 61,7 Milliarden Dollar – der höchste
Verlust eines Unternehmens in einem Quartal in
der
Wirtschaftsgeschichte (Wikipedia).
3Ein Credit Default Swap (CDS; dt. auch „Kreditausfall-Swap“) ist ein Kreditderivat, das es erlaubt, Ausfallrisiken von Krediten, Anleihen oder Schuldnernamen zu handeln.
4Der Referenzschuldner ist der Basiswert des Derivats Credit Default Swap. Er ist die juristische Person, deren Ausfall als Schuldner durch den CDS „versichert“ ist. Darüber hinaus können auch noch CDS-Indizes Basiswert eines CDS sein. Übliche Referenzschuldner sind Unternehmen oder Staaten, welche Anleihen emittiert oder größere Kredite aufgenommen haben.
5 Robert Shiller in einem Zeit Interwiev.
6 Einer der Autoren war damals Chefökonom des Verbandes der Immobilienmakler und Radimoderator, also in Personalunion auch sein eigener Werbemittler.
8ebenda
9Schularick, Moritz, and Alan M. Taylor. 2012. "Credit Booms Gone Bust: Monetary Policy, Leverage Cycles, and Financial Crises, 1870-2008." American Economic Review, 102(2): 1029-61.
10Das
IS-LM-Modell (Investment-Saving / Liquidity preference-Money supply)
ist ein Modell aus der Volkswirtschaftslehre und beschreibt das
gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht, das durch die Kombination der
Gleichgewichts-Modelle zum realen Sektor (IS-Kurve, Gütermarkt)
sowie zum monetären Sektor (LM-Kurve, Geldmarkt) entsteht. Bei
der Erweiterung des Modells um die Zahlungsbilanz (ZZ-Kurve) spricht
man vom Mundell-Fleming-Modell (auch IS-LM-ZZ-Modell).
Für
eine Erweiterung des Modells um ein Gleichgewicht im Arbeitsmarkt
wurde das AS-AD-Modell entwickelt.
11Das AS-AD-Modell (auch AD-AS-Modell) ist ein Modell der Makroökonomie und beschreibt das gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht in der geschlossenen Volkswirtschaft auf eine mittellange Frist. Das AS-AD-Modell soll die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen von staatlichen und finanzpolitischen Maßnahmen auf die Löhne, das Preisniveau und die Produktion beschreiben. Das Modell setzt sich aus dem Teil des aggregierten Angebotes (AS: englisch „aggregate supply“) nach dem neoklassischen Ansatz und dem Teil der aggregierten Nachfrage (AD: „aggregate demand“) nach John Maynard Keynes zusammen. Die Synthese wurde maßgeblich durch Beiträge von Hicks 1937 und Modigliani 1944 entwickelt. Peter Skott: Keynesian Theory and the Aggregate-Supply/Aggregate-Demand Framework: A Defense. März 1996, S. 4 (abstract - online.)
12Volatilität setzen wir in diesem Zusammenhang mit Instabilität identisch. Auf andere Bestimmungen von Volatilität kommen wir in anderen Zusammenhängen zurück.
13Korporatismus ist in diesem Zusammenhang der meist verwendete sozialpolitische Begriff, den wir bislang als "Lobbyismus" bezeichnet haben. Wir benutzen ihn nicht nur, um die politische Einflussnahme zu adressieren, sondern auch die Bildung von Finanzintermediären, die mit Billigung der Politik entstehen, insofern die Politik ihren Regulierungs- und Kontrollauftrag dispensiert.
14 Der Begriff der Finanzialisierung bezeichnet Prozesse gesellschaftlichen Wandels, die sich aufgrund der zunehmenden Bedeutung der Kredit- und Kapitalmärkte auch auf Sphären jenseits des Finanzsystems erstrecken.
15 Eine Due-Diligence-Prüfung (kurz: Due Diligence - DD), bezeichnet eine mit „gebotener Sorgfalt“ durchgeführte Risikoprüfung, die grundsätzlich durch den Käufer beim Kauf von Unternehmensbeteiligungen oder Immobilien sowie bei einem Börsengang erfolgt.
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