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Kurzer Exkurs in die Theologie

Franz Rieder •    (Last Update: 19.11.2019)

In der abendländischen Geistesgeschichte musste diese Position platonischer Ontologie unbefriedigend bleiben. Die Idee Gottes konnte nicht mit einem zu früh in Rente gehenden Demiurgen, einem selbstgenügsamen Gott, dem seine halbe Arbeit schon göttliche Zufriedenheit schafft, ihr Ende haben. Ein gewissermaßen halber Gott, der sich, obwohl die Schöpfung noch nicht vollendet ist, in den Ruhestand begibt und die restliche Schöpfungstätigkeit, darunter die Erschaffung des vergänglichen Seelenteils und des menschlichen Körpers, also den Menschen selbst subalternen Derivaten der göttlichen Idee aus der eigenen Familie überlässt, konnte nicht das Ende der Idee sein.

Aus theologischer Sicht interessant war die aus Überlegungen im Timaios abgeleitete Behauptung, die Welt habe so geschaffen werden müssen wie sie ist, denn der Schöpfer könne nicht von seiner eigenen Natur abweichen, die ihm eine bestimmte Handlungsweise – die jeweils optimale – zwingend vorschreibe. Demnach hätte Gott keinesfalls eine bessere Welt erschaffen können, denn wenn das möglich wäre, hätte er es notwendigerweise getan, tun müsseni.



i Diese Gottes Allmacht einschränkende und daher theologisch problematische Behauptung vertrat Petrus Abaelardus in seinem Werk „Theologia Scholarium“, eins von drei theologischen Werken. Dabei berief er sich auf den Timaios, wo Platon die Richtigkeit seiner frühen Antwort auf das später bekannte Theodizee-Problem bewiesen habe. Seine These, Gott könne gar nicht anders handeln, als er handelt, provozierte seine Verurteilung als Häretiker 1141 n. Chr. auf der Synode von Sens.


Foto: monika m. seibel www.photographie-web.de



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